LANZARTE – JUGEND LERNT DEMOKRATIE
Weltweit müssen junge Menschen für ihr Recht auf Mitsprache kämpfen. Auch in den traditionell geprägten Gemeinschaften Boliviens haben Jugendliche einen schweren Stand: Ihren Mitbestimmungsrechten sind Grenzen gesetzt, es fehlt an Erwerbsmöglichkeiten und sie werden aus der öffentlichen Wahrnehmung verdrängt. Das Projekt LanzArte von Solidar Suisse, das von TEXAID mitfinanziert wird, ermöglicht den Jugendlichen durch Theater- und Filmprojekte neues Selbstvertrauen zu gewinnen und für gesellschaftliche Veränderungen zu sorgen.
TEXAID und Solidar Suisse
TEXAID wurde 1978 als Charity-Private-Partnership von Solidar Suisse gemeinsam mit fünf weiteren Schweizer Hilfswerken und einem privaten Partner gegründet. Das Ziel war, die traditionellen und bis dahin eigenständig betriebenen Kleidersammlungen in einer professionellen sowie ökologisch und ökonomisch sinnvollen Wertschöpfungskette zu bündeln. Der Grossteil des von TEXAID, durch den Verkauf der gesammelten Textilien, erwirtschafteten Erlöses fliesst an die sechs beteiligten Hilfswerke. Solidar Suisse kann dank dieser Gelder einen Teil der über 60 Projekte weltweit finanzieren. Solidar Suisse setzt sich seit 1936 für eine sozial, politisch und ökonomisch gerechtere Gesellschaft ein. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagiert sich Solidar Suisse für faire Arbeitsbedingungen, für demokratische Mitbestimmung und für die Einhaltung von Menschenrechten. Bei Katastrophen leistet Solidar humanitäre Hilfe und unterstützt den Wiederaufbau. In den Projekten arbeitet Solidar eng mit Organisationen der Zivilgesellschaft zusammen. Mit Kampagnen sensibilisiert Solidar Suisse die Schweizer Bevölkerung für die globalen Zusammenhänge von Armut, fairer Arbeit und Konsumverhalten.
Konkrete Projekte gegen Diskriminierung und Rassismus
Diskriminierung, Gewalt, Alkoholprobleme und Perspektivlosigkeit: Für die junge Generation in Bolivien gäbe es viele Gründe zur Resignation. Mit LanzArte hat Solidar ein Programm lanciert, das der Hoffnungslosigkeit entgegenwirkt und welches die Jugendlichen mit ihrer ganz eigenen Dynamik prägen. Entstanden war es während der Bergarbeiterunruhen im Jahr 2006, um Konflikte zu entschärfen und Jugendliche miteinander ins Gespräch zu bringen. Mittlerweile bringen die jungen Frauen und Männer ihre Probleme, Vorschläge und Projekte mit selbst produzierten Filmen, Theaterstücken und Radioprogrammen zum Ausdruck, gewinnen Selbstvertrauen und Hoffnung. Dadurch steigt ihre Bereitschaft, sich für gesellschaftliche Anliegen, eigene Rechte und die demokratische Mitbestimmung einzusetzen.
Die Jugendlichen in der Bergarbeiterstadt Huanuni haben beispielsweise erreicht, dass am Hauptplatz der Stadt ein neues Kulturzentrum gebaut wurde, das allen offensteht. In Copacabana inszeniert eine Theatergruppe ihre eigene Version von Schwanensee und stellt Geschlechterstereotypen in Frage. Die Tanztheatergruppe in Cochabamba thematisiert Mobbing und Diskriminierung an Schulen. In Sucre und Rurrenabaque haben sich Jugendliche in Filmclubs zusammengeschlossen und drehen Kurzfilme, zum Beispiel über die Diskriminierung von Jugendlichen mit körperlichen Behinderungen oder über Gewalt in der Familie.
All diesen Initiativen gemeinsam ist, dass sie nicht bei der Anklage der Missstände stehen bleiben. Sie machen konkrete Vorschläge, wie in den Gemeinden Lösungen für eine demokratische und sozial gerechte Gesellschaft gefunden werden können. Die Gemeinden sind auch der zentrale Pfeiler bezüglich Nachhaltigkeit. Ziel ist, die durchs Projekt initiierten Kulturinitiativen in den kommunalen Budgets zu verankern - damit diese Initiativen zukünftig auch unabhängig von der Unterstützung durch Solidar Suisse fortbestehen können.
Informationen zu Solidar Suisse und dem Projekt LanzArte in Bolivien finden Sie hier.
Februar 2017