Forschung

Die Produktion von Kleidung und Schuhen verursacht eine hohe Belastung für die Umwelt. Zur Herstellung textiler Fasern benötigt die Bekleidungsindustrie immer grössere Mengen an Energie, Wasser und Erdöl. Schon zur Herstellung eines einzigen T-Shirts werden über 2700 Liter Wasser benötigt. Um wertvolle Ressourcen und die Umwelt zu schonen, sind geschlossene Textilkreisläufe notwendig.

Rohstoff Alttextilie
Indem entsorgte Textilien professionell gesammelt, hochwertig sortiert und erneut dem Verwertungskreislauf zugeführt werden, leistet TEXAID einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Rohstoffs. Um den Rohstoff Alttextilie noch effizienter zu nutzen und dauerhaft natürliche Ressourcen sowie die Umwelt zu schonen, ist die Forschung gefordert. TEXAID engagiert sich deshalb in verschiedenen Forschungsprojekten. Technologien zur Identifizierung der Materialzusammensetzung und zur Fasertrennung werden erarbeitet mit dem Ziel, ein hochwertiges Ausgangsprodukt zu erreichen, das länger im textilen Kreislauf bleibt.

Unser Ziel ist ein hochwertiges Ausgangsprodukt, das in den textilen Kreislauf zurückgeführt werden kann.

Die weltweiten Produktions- und Verkaufsmengen von Kleidung sind immens gestiegen. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Produktionsmenge auf über 100 Milliarden Kleidungsstücke verdoppelt. Die bestehende lineare Form der textilen Wertschöpfungskette aus Produktion, Vertrieb, Verkauf, Konsum und Entsorgung beansprucht erhebliche Mengen an natürlichen Rohstoffen und belastet dadurch die Umwelt in hohem Maße.

Bedingt durch das gestiegene Absatzvolumen von Textilien werden in der Produktion immer mehr Energie, Wasser und Erdöl benötigt. Bereits die Herstellung eines einzelnen T-Shirts (ca. 300 g) verbraucht rund 2700 Liter Wasser (vgl. WWF, 2013). Pestizide, Düngemittel und Chemikalien schädigen die Umwelt zusätzlich. In den produzierten Textilien befinden sich zudem zahlreiche Fasermischungen, Chemikalien und Farbstoffe, die das Rezyklieren aufwendig und kostspielig machen. Dies erhöht die Produktionskosten für Kleidungsstücke, die einen Anteil an rezyklierten Fasern enthalten (vgl. Greenpeace, 2017). Zudem prognostizieren zahlreiche Forschungsinstitute eine Verknappung der textilen Rohstoffe ab dem Jahr 2025 (vgl. Forschungskuratorium textil, 2012).

Angesichts dieser Herausforderungen gewinnen die professionelle Sammlung, die hochwertige Sortierung sowie die nachhaltige Weiterverwertung und -verarbeitung von aussortierten Textilien zunehmend an Bedeutung. Das Textilrecycling kann mit Lösungsansätzen dazu beitragen, den textilen Kreislauf zu schließen.

Eine von TEXAID Schweiz in Auftrag gegebene Studie der Carbotech AG belegt, dass Alttextilrecycling die Umwelt nachweislich entlastet. Im Vergleich zur Neuproduktion von Textilien fällt die Umweltbelastung durch den Prozess des Alttextilrecyclings sehr gering aus.

Vergleicht man beispielsweise ein aus konventioneller Baumwolle hergestelltes Kleidungsstück mit einem ähnlichen Secondhand-Kleidungsstück, das durch TEXAID vertrieben wird, dann verursacht Letzteres rund 95 Prozent weniger Emissionen. Ob die Kleidersammlung ökologisch sinnvoll ist, hängt von der Bilanz zwischen Nutzen und Aufwand ab. Der Nutzen ergibt sich daraus, dass ein Teil der gesammelten Textilien als Secondhand-Kleidung weitergetragen wird, während mindere Qualitäten als Putzlappen oder Dämmstoffe eine Verwendung finden. Ohne separate Sammlung sowie hochwertige Sortierung und Verwertung landen Alttextilien direkt im Haushaltkehricht und damit in der thermischen Verwertung.

Aus ökologischer Sicht ergibt sich aus dem Werterhalt der Textilsammlung ein hohes Nutzenpotenzial, da eine Neuproduktion entsprechender Textilien mit hohen Umweltwirkungen verbunden ist. Wie groß der ökologische Mehrwert der Sammlung und Sortierung ist, hängt deshalb davon ab, welches Produkt ersetzt wird und wie aufwendig die entsprechende Neuproduktion ist. Dennoch sind die Umweltwirkungen der Sammlung und Sortierung gegenüber einer Neuproduktion gering. Aufgrund der ausgeführten Analysen wird auch bei Sammelgut geringer Qualität und einem entsprechend eingeschränkten Einsatz als Putzlappen oder Dämmstoffe ein ökologischer Nutzen erwartet. Der größte Nutzen wird bei einer hohen Qualität der Sammelware erzielt. Dieser Punkt ist kritisch zu betrachten, da die hohe Qualität mit einer frühzeitigen Entsorgung von Kleidern durch den ersten Besitzer verbunden ist. Der Verzicht auf einen Neukauf und das Weiterverwenden der Kleider durch den ersten Besitzer wäre aus ökologischer Sicht insgesamt die optimale Variante.

Forschungsprojekte

TEXAID sammelt in der Schweiz jährlich rund 37 000 Tonnen Altkleider. Etwa 30 Prozent der gesammelten Textilien sind in zu schlechtem Zustand, um sie als Secondhand-Kleidung weiterzutragen. In Zukunft werden die Mengen an nicht mehr tragbaren Textilien zunehmen, da der Trend hin zu qualitativ minderwertig produzierten Kleidern weiter anhält (Fast-Fashion-Trend). Es gilt, auch diesen textilen Rohstoff ökologisch und ökonomisch sinnvoll zu nutzen.

Erarbeitete Grundlagen im Projekt Texcycle
Im bereits abgeschlossenen Forschungsprojekt Texcycle (2017-2019) wurde die Verarbeitung und Verwertung von Alttextilien zum heutigen Zeitpunkt untersucht. Dabei konnten Prozessoptimierungen sowie erste mögliche Produktkonzepte aufgezeigt werden. Weitere Informationen zu den Ergebnissen finden Sie in der Medienmitteilung vom 6. November 2019 sowie im Kurzfilm.

Fokus auf die Schweiz
Im Projekt Texcircle kommen die verschiedenen Anspruchsgruppen in der textilen Wertschöpfungskette zusammen und arbeiten zweieinhalb Jahre gemeinsam an Optimierungen der Prozesse und konkreten Produkten. Dabei soll möglichst eine geschlossene Wertschöpfungskette mit Fokus auf die Schweiz realisiert werden, weshalb ausschliesslich Schweizer Unternehmen am Projekt beteiligt sind. Dazu gehören: TEXAID, Hochschule Luzern – Design & Kunst, Coop, Ruckstuhl, Rieter, Jacob Rohner sowie workfashion. Zu den weiteren Unterstützern gehören das Bundesamt für Zivildienst (ZIVI), Nikin und Tiger Liz Textiles. Das Projekt wird wiederum von Innosuisse, der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung, finanziert.

Vision, Prozess, Produkt
Die verschiedenen Akteure in der Textilindustrie arbeiten heute meist unabhängig voneinander. Das Projekt Texcircle bringt diese Akteure zusammen, mit dem Ziel die unterschiedlichen Bedürfnisse aufeinander abzustimmen und gemeinsam umsetzbare Lösungen zu finden. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklungen von feinen Recyclinggarnen und Vliesstoffen aus Alttextilien für die Verwendung in hochwertigen sowie marktfähigen Produktprototypen.

Zusammen mit der Hochschule Luzern und Coop engagiert sich TEXAID im Forschungsprojekt Texcycle. Das Ziel des Projekts ist es, ein neues Ausgangsprodukt zu generieren, welches sich für verschiedene Anwendungsbereiche eignet. Mit dem Projekt Texcycle will TEXAID dazu beitragen, den textilen Kreislauf um ein weiteres Stück zu schließen.

TEXAID sammelt in der Schweiz jährlich rund 37 000 Tonnen Altkleider und sorgt dafür, dass diese ökologisch sinnvoll wiederverwendet werden. Rund 65 Prozent der gesammelten Textilien werden als Secondhand-Kleidung wiedergetragen. Beim restlichen Anteil handelt es sich um Textilien, die nicht mehr tragbar sind. Diese werden im Downcycling-Verfahren zu Putzlappen, Dämmstoffen oder Reißwolle verarbeitet und dienen so einem neuen Verwendungszweck. Ziel des Projekts ist, eine noch bessere Verwendung dieser Qualitäten zu erreichen, sodass die Materialien für hochwertigere Produkte verwendet werden können. Damit könnte der Rohstoff Alttextilie noch nachhaltiger genutzt werden.

Verfolgung des «Close the Loop»-Ansatzes
Im Projekt Texcycle, einer Zusammenarbeit zwischen TEXAID, der Hochschule Luzern und Coop, soll ein optimierter Rohstoff für ein hochwertiges Recycling generiert werden. Dafür werden in einem ersten Schritt die momentanen Prozesse der Altkleideraufbereitung analysiert und für neue Anwendungsgebiete optimiert. Das Projekt orientiert sich am «Close the Loop»-Ansatz und somit der Frage, wie textile Kreisläufe nachhaltig und ganzheitlich geschlossen werden können. Der Rohstoff aus den nicht mehr tragbaren Altkleidern soll dann in anderen Bereichen eingesetzt werden.

Kooperation mit Wissenschaft und Handel
Seit Januar 2018 arbeiten die drei Partner intensiv an der Projektumsetzung (Dauer: 18 Monate). TEXAID hat die Kooperation mit Coop und der Hochschule Luzern angestossen. Das Ziel von Coop am gemeinsamen Projekt ist es, Möglichkeiten für hochwertige und nachhaltige Recyclingrohstoffe zu evaluieren und deren Einsatz in Produkten zu prüfen. Innerhalb der Hochschule Luzern wird dieses Projekt in enger Zusammenarbeit der beiden Departemente Design & Kunst sowie Technik & Architektur durchgeführt. Ein designgetriebener Forschungsansatz bietet die Möglichkeit die hochkomplexe Nachhaltigkeitsproblematik der textilen Kreisläufe aus einer designspezifischen Perspektive neu anzugehen. Welche textilen Materialien liegen nach den heutigen Sortiermöglichkeiten der Altkleideraufbereitung vor und auf welche Art und Weise lassen sie sich neu verarbeiten? Wie könnte eine neue Produktpalette mit neu gewonnenen Materialien aus Alttextilien aussehen? Neben theoretischem Wissen erstellt die Hochschule Luzern in diesem Projekt diverse Prototypen für neu definierte Einsatzbereiche, damit die erarbeiteten Konzepte und Materialien physisch überprüfbar werden.

Gefördert wird das Projekt von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung.

Weiterführende Informationen:
Medienmitteilung zum Projektabschluss
Kurzfilm zum Projekt

Das Projekt Re:Mix gehört zum 4. Forschungsbereich von Mistra Future Fashion – dem Textilrecycling. Das Ziel des Projekts ist es, Nylon- und Elastanfasern von Stoffgemischen zu trennen, damit diese anschliessend recycelt werden können.

Die meisten Kleidungsstücke bestehen aus einem Materialgemisch. Um diese hochwertig recyceln zu können, müssen die verschiedenen Fasertypen voneinander getrennt werden. Re:Mix beschäftigt sich mit technischen Methoden, um Nylon und Elastan von anderen Fasern zu trennen. Dafür gibt es zwei verschiedene Vorgehensweisen: eine mechanische Schmelztechnik sowie eine enzymatische Technik. Diese beiden Methoden werden nun optimiert und analysiert. Ebenfalls soll überprüft werden, ob die Methoden sich auch für grosse Mengen eignen.

Weiterführende Informationen:
Projekt Re:Mix

TEXAID beteiligt sich in der Arbeitsgruppe des Projekts Fibersort. TEXAID nimmt an Gesprächen rund um das Projekt teil und liefert bei Bedarf Daten aus der Praxis für Analysen.

Fibersort ist eine Technologie, die automatisch grosse Mengen an Alttextilien nach Faserzusammensetzung sortiert. Die effiziente Sortierung von Recyclingqualitäten nach ihrer Zusammensetzung ist die Basis für ein hochwertiges Recycling und somit für einen geschlossenen Textilkreislauf.

Weiterführende Informationen:
North-West Europe

TEXAID unterstützt das Projekt «Dissolving on Demand» im Rahmen der Mitgliedschaft in der Gemeinschaft für textile Zukunft.

Viele industriell produzierte textile Güter bestehen aus artfremden, fest miteinander verbundenen Materialien. Dies ist beispielsweise bei vielen Textillaminaten der Fall. Zurzeit können jedoch die wenigsten dieser Verbünde recycelt werden. Grund dafür ist, dass sich die Verbünde technologisch nicht auftrennen lassen oder eine Auftrennung, um die Verbundbestandteile sortenrein dem Recyclingprozess zuzuführen, nicht wirtschaftlich ist. Zumindest ein grösserer Teil der Mischabfälle soll nun mithilfe der neuen Technologie der Kreislaufwirtschaft zugänglich gemacht werden.

Neuartiges Mikrokapselsystem
Ziel des Projekts «Dissolving on Demand» ist die Entwicklung eines Nähgarns, das sich bei Bedarf auflöst. Basis für das Auftrennen der Verbünde ist ein neuartiges Mikrokapselsystem, das in das Nähgarn eingearbeitet ist. Am Ende des Lebenszyklus werden die polaren Kapseln durch gezielte Mikrowellenbestrahlung aktiviert und bewirken dabei durch die Freisetzung eines Lösungsmittels die Schwächung des Verbunds. Während der Nutzungsphase des Kleidungsstücks sollen die Gebrauchseigenschaften des Textilverbunds, wie chemische und thermische Beständigkeit, durch die Mikrokapseln nicht beeinträchtigt werden.

Weiter werden im Forschungsvorhaben konkrete Konzepte für ein Upscaling und die Integration der Technologie in den realen Recyclingkreislauf evaluiert.